BUCHMESSE
Buchmesse Frannkfurt 2024
Frankfurter Buchmesse
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Schaufenster für kroatische Autoren
Die Frankfurter Buchmesse, die größte Buchmesse der Welt, ist ein wichtiges Ereignis für die Verlagsbranche und bietet Autoren und Verlegern eine Plattform, um ihre Werke zu präsentieren und Geschäftsbeziehungen zu knüpfen. Die diesjährige Messe, die vom 16. bis 20. Oktober stattfand, war ein Erfolg für die kroatischen Teilnehmer, die großes Interesse für ihre Autoren und Verlage zeigten. Der kroatische Nationalstand im Pavillon 4.1 war in diesem Jahr besser besucht als in den Vorjahren, was auf das wachsende Interesse an kroatischen Autoren zurückzuführen ist.
Nikica Micevski, die gemeinsam mit Antonijela Bonačić Novosel den kroatischen Stand für den Verband der Verleger und Buchhändler Kroatiens bei der Kroatischen Handelskammer (ZNK HGK) vertrat, betonte die positive Veränderung der Atmosphäre auf der Messe im Vergleich zu den Vorjahren, die noch von der Pandemie geprägt waren. Einer der Höhepunkte des diesjährigen kroatischen Auftritts war die Einführung des Online-Shopping-Counters, der es den Besuchern ermöglichte, Bücher kroatischer Verlage direkt am Stand zu bestellen. Diese Initiative stieß auf großes Interesse, insbesondere bei kroatischen Expatriates, die die Möglichkeit begrüßten, auf einfache Weise Zugang zu einer breiten Palette kroatischer Titel zu erhalten. Micevski betonte die Bedeutung dieser Plattform, um potenzielle Leser über verfügbare Werke zu informieren und den Zugang zur kroatischen Literatur zu erleichtern. Neben dem geschäftlichen Aspekt bot die Frankfurter Buchmesse auch eine Bühne für die Präsentation kroatischer Autoren und literarischer Projekte.
Der Verlag Sandorf und der Nationalpark Mljet stellten das Projekt Ulysses' Shelter vor, ein Netzwerk internationaler literarischer Residenzen, dessen Ziel es ist, neue Unterstützer und Partner für das Projekt zu gewinnen und gleichzeitig den Nationalpark Mljet als touristisches Ziel zu fördern.
Dieses
Projekt unterstreicht die Verbindung zwischen Kultur und Tourismus und die
Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit im Kulturbereich. Im Rahmen des
offiziellen Programms stellten bekannte kroatische Autoren wie Ivana Šojat und
Nebojša Lujanović vom Verlag Fraktura ihre Werke vor. Außerdem wurde am
kroatischen Stand die Zeitschrift Riječ vorgestellt.
Der Erfolg des Kinderbuchverlags Kašmir-Promet aus Zagreb, der seit 15 Jahren
im Pavillon 3 vertreten ist, zeigt die internationale Affinität kroatischer
Autoren und Illustratoren. Verleger Kašmir Huseinović betonte, wie
wichtig es sei, in diesem Pavillon präsent zu sein, um mit einem breiteren
Publikum und Vertretern der Verlagsbranche in Kontakt zu treten.
Ivica Košak, Vorsizender der Kroatischen Kulturgemeinschaft / Zweigstelle Matica Hrvatska aus Wiesbaden (HKZ /OMH-Wi), bedankte sich bei den Organisatoren des kroatischen Standes auf der Frankfurter Buchmesse und stellte die Aktivitäten der Gemeinschaft vor. HKZ /OMH-Wi gibt die Zeitschrift Riječ/Das Wort heraus, die in der Regel eine Reihe von Texten zur Förderung der kroatischen Literatur auf der Messe enthält und Autoren und Literaturschaffende zusammenbringt und so zur Erhaltung und Erweiterung des kroatischen Kulturerbes beiträgt. Die Gemeinschaft engagiert sich für die Förderung des Buches und des Lesens durch Programme wie den Kroatischen Lesesaal in Wiesbaden. Die Rolle der Gemeinschaft auf der Frankfurter Buchmesse ist wichtig, um mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten und die Sichtbarkeit der kroatischen Schriftkultur auf der internationalen Bühne zu stärken. Auf der Frankfurter Buchmesse 2024 präsentierte der Kroatische Kulturverein sein langjähriges Engagement zur Förderung der kroatischen Literatur und Kultur.
Im Mittelpunkt stand dabei die Zeitschrift Riječ / Das Wort, die eine wichtige Plattform für die Bewahrung und Förderung der kroatischen Sprache und kulturellen Identität unter kroatischen Expatriates darstellt. Darüber hinaus wurden Projekte zur Übersetzung kroatischer literarischer Werke ins Deutsche gefördert, die die kulturelle Verbindung zwischen Kroatien und Deutschland stärken. Die Quellen zeigen deutlich, dass Riječ / Das Wort mehr ist als eine lokale Vereinszeitschrift. Die Artikel unterstreichen den überregionalen Charakter der Publikation und ihren Anspruch, die Interessen aller kroatischen Vereine im Rhein-Main-Gebiet zu vertreten. Die Zeitschrift fungiert als Mitteilungsblatt kroatischer Autoren, als Dokument kroatischer Kultur in Deutschland und als Brücke zwischen den Kulturen Kroatiens und Deutschlands.
Riječ/Das Wort broj 67/68 kündigte die Analyse von Rijeka und Maribor in der Zeit der Habsburgermonarchie an, eine Arbeit von Dr. Angela Ilić, Assistenzprofessorin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die ein Buch mit dem Titel Identitäten im Regionalen Zentren der Habsburgermonarchie 1867-1918 - Fallstudien von Rijeka und Maribor geschrieben hat. Das Buch untersucht die unterschiedlichen kulturellen, ethnischen, nationalen und religiösen Identitäten, die die Städte Rijeka und Maribor zwischen 1867 und 1918 geprägt haben.
Anstatt eine detaillierte Geschichte der beiden Städte zu schreiben, konzentriert sich Ilić darauf zu verstehen, wie sich diese Identitäten im Laufe der Zeit verändert haben. Ilićs Forschung konzentriert sich vor allem auf die Entwicklung nationalistischer Gefühle und des panslawischen Geistes, die in diesen Jahren aufkamen. Die ethnische Vielfalt von Rijeka und Maribor machte diese Aufgabe komplex. Rijeka war von italienischen, kroatischen, deutschen, ungarischen, serbischen und jüdischen Einflüssen geprägt, In Bezug auf religiöse Fragen betonte Ilić die Bedeutung von Maribor als Bischofssitz in Slowenien, der trotz seiner geringeren Größe im Vergleich zu Rijeka einen erheblichen Einfluss hatte. Die häufigen Änderungen der Staatsgrenzen stellten Dr. Ilić vor die Herausforderung, Daten aus offiziellen Dokumenten, Volkszählungen und religiösen Aufzeichnungen zu konsolidieren. Ungarische Dokumente erwiesen sich als besonders nützlich, um die Situation in Rijeka zu verstehen. Ilić besuchte auch Städte wie Ljubljana, Graz, Wien, Celje und Ptuj, um ihre Forschung zu unterstützen und den Beitrag der Digitalisierung zur Vereinfachung ihrer Arbeit hervorzuheben.
Ilić entdeckte wertvolle Quellen in den Schriften der jüdischen Gemeinde und der evangelischen Kirche. Sie räumte ein, dass viele der Daten im Laufe der Zeit verloren gegangen seien, doch nach langer Recherche sei es ihr gelungen, mehrere Quellen miteinander zu verknüpfen. Ilić beschrieb ihre Forschungsreise als aufregend und fast endlos. Sie musste mehrere Hypothesen in Betracht ziehen, einschließlich der Idee, dass manche Menschen sich nicht nur mit einer Identität identifizieren, sondern auch zwischen verschiedenen Kulturen wechseln können. Sie stellte sogar das Konzept der Toleranz in Frage und meinte, dass es vielleicht nicht so weit verbreitet sei, wie bisher angenommen. Ilić nutzte für ihre Forschung umfangreiche wissenschaftliche Literatur und las gleichzeitig in mehreren Sprachen. Während sich die Quellen hauptsächlich mit dem Vergleich und den Konflikten zwischen den verschiedenen Sprachen und Kulturen in Rijeka und Maribor befassten, war Dr. Ilić mehr daran interessiert zu verstehen, wie die Menschen mit ihren Unterschieden leben. Sie wies darauf hin, dass es prominente Slowenen gebe, die auf Deutsch schrieben, um eine kulturelle Brücke zur deutschsprachigen Bevölkerung zu schlagen.
Ilićs Untersuchungen führten zu mehreren Schlussfolgerungen, unter anderem zu der Erkenntnis, dass die Bildung einer definierten nationalen Identität aufgrund der kulturellen Vielfalt und der erwähnten kulturellen Brücken von Dauer war. Rijeka wurde als ein besonderes Phänomen beschrieben, in dem Identität oft relativiert wurde, da die Stadt ein Schmelztiegel von Einflüssen war, in dem Geld oft der wichtigste Wert war. Das Fehlen einer Aristokratie förderte ein Umfeld, in dem diejenigen, die neu in die Stadt kamen (und diejenigen, die bereits dort lebten), versuchten, ihre Ziele zu erreichen, unabhängig von ihrer Religion oder nationalen Identität. Am Ende waren die Aussagen übereinstimmend, dass es weder für Rijeka noch für Maribor möglich ist, eine einzige ethnische, religiöse oder kulturelle Grenze zu ziehen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Angela Ilićs Buch Identitäten in den regionalen Zentren der Habsburgermonarchie 1867-1918: Die Fallstudien von Rijeka und Maribor eine wertvolle Untersuchung der komplexen und vielschichtigen Identitäten bietet, die die Städte Rijeka und Maribor während der Habsburgermonarchie geprägt haben. Ihre Forschung unterstreicht die Bedeutung der Berücksichtigung verschiedener Perspektiven und die Herausforderungen, die mit der Erforschung von Identität in Zeiten des Wandels und der Migration verbunden sind.
Košak stellte auch das Projekt AToM (Archives and Traces of Migration) vor und wies darauf hin, dass in der Zeitschrift Riječ, Izbor br 2, 2024 mehr als 18 Biographien von Auswanderern vorgestellt wurden, die seit den Anfängen der Gemeinschaft im Jahr 1990 an deren Arbeit teilgenommen haben. Ein Teil davon sollte (und kann) im AToM-Projekt verwendet werden. ICARUS Kroatien nimmt als Mitglied der Konsortien ICARUS, TMO und DARIAH-HR aktiv an EU-Projekten und -Aktivitäten teil und kooperiert mit verwandten professionellen Initiativen und Programmen.
Obwohl es sich (nur) um eine lokale Gesellschaft handelt, ist die HKZ/OMH-Wi-Gemeinschaft Partner in diesem Projekt, das Archivmaterial und Migrationsströme verbindet und es Nutzern, einschließlich Mitgliedern der Diaspora, ermöglicht, an den Prozessen der Dokumentation und Forschung teilzunehmen.
Das Projekt ICARUS Kroatien arbeitet auch mit anderen internationalen Projekten wie Erasmus+, WAAT und BoostDigiCulture zusammen.
Die Kroatische Handelskammer und der Verleger- und Buchhändlerverband organisierten in diesem Jahr mit Unterstützung des Ministeriums für Kultur und Medien der Republik Kroatien den Länderstand der kroatischen Verlage.
Ivica Kosak