glasnik hrvatske kulturne zajednice - ogranka matice hrvatske u wiesbadenu

DAS WORT - MITTEILUNGSLBLATT DER KROATISCHEN KULTURGEMEINSCHAFT

HOMMAGE ON Prof. Dr.-Ing., Dr.-Ing. e.h., Dr.-Ing. h.c. Fran Bošnjaković

- Humanist und Naturwissenschaftler -

 

Tiefere Spuren als in manch anderem Le­bensweg haben die unser Jahrhundert prägenden Ereignisse in dem von Fran Bošnjaković hinterlassen, der am 1. Oktober 1993 im 92-sten Lebensjahr in Sindelfingen an Herzversagen starb.

Der 1902 in Zagreb, Kroatien, geborene hat eine aufstrebende Phase des ältesten König­reichs der k. u. k. Monarchie erlebt. Noch heute gehören die Bauten der damaligen Zeit zu den schönsten und solidesten der Hauptstadt Kroatiens. Ebenso vermittelten die Schulen und die Univer­sität eine solide Grund­ausbildung. Bošnjaković's herausragenden Lehrer förderten seine Begabung im Zeichnen und seine ma­thematischen und techni­schen Fähigkeiten, welche er dann später mit Erfolg benutzte um mit einfach­sten graphischen Kon­struktionen die kompli­zierten technischen Vor­gänge anschaulich darzu­stellen. Als er dann selber zum Hochschuldozenten wurde, war er immer bestrebt, dass seine Stu­denten und Assistenten, sowohl das Werkzeug zu einem fähigen Ingenieur bekommen, als auch im humanistisch - europäischen Geiste handeln.

Fran Bošnjaković wurde in Zagreb 1902 als Sohn des Professors der anorganischen und organischen Chemie Dr. Srećko Bošnjaković geboren, einem Mitbegründer der Zeitschrift „Hrvatski Sokol".

In Zagreb begann er mit dem Studium des Schiff- und Maschinenbaus an der Techni­schen Fakultät der Universität in Zagreb bei Prof. Timošenko und arbeitete zeitweilig im Maschinenlaboratorium bei Prof. Sorta.

Er promovierte 1928 mit 26 Jahren bei dem berühmten Thermodynamiker Professor Richard Mollier in Dresden.

  

    Mollier, Merkel, Fran Bošnjaković (4. von rechts)

Die erste Berufung als außerordentlicher Professor erfolgte 1933 an die technische Fakultät der Universität Beograd.

1936 wurde er zum ordentlichen Professor an der Technischen Fakultät der Universität Zagreb ernannt, einige der produktivsten Jahre folgten. Eine Reihe von Patenten und spezifi­sche Beratung machten ihn zum gesuchten Ratge­ber mehrerer Industrie­unternehmen (Solvay, Elektrolux usw.)

Die Kriegs- und die Nachkriegsjahre setzten ihm schwer zu, denn als Theoretiker und gewis­senhafter Lehrstuhlinha­ber blieb ihm wenig Zeit für das tägliche Überleben seiner Familie zu sorgen.

Als Vorsitzender des Kroatischen Ingenieur­vereins 1942-1945 wirkte er ausgleichend. Seine Lehrtätigkeit wurde nach dem II. Weltkrieg 1945 und 1946 durch willkürliche Verurtei­lung zu einer zweijährigen Zwangsarbeit und eine Einkerke­rung - ohne Gerichtsurteil - in Zagreb und Tuzla unterbrochen. Entlassen wurde er dann ohne eine Erklärung. Was war geschehen? Die belgische Firma Solvay schenkte die Sodafabrik dem jugoslawischen Staat, womit der Grund für die Verurteilung entfiel, der kommunistische Staatsanwalt brauchte keine „Kollaborateure" mehr. Als Folge der Ab­lehnung der Bespitzelung seiner Kollegen (von der UDBA verlangt) blieb er ohne Gehalt bis zu seiner Rehabilitation im Früh­jahr 1947.

Die Wahl zum Rektor der Universität Zagreb 1950 erfolgte gegen den Willen der kommunisti­schen Partei.

Als Rektor setzte er sich entschieden für die Autonomie der Universität ein. Nach einem Eklat wollte das örtliche Parteikomitee ihn von der Universität entfernen lassen. Kurz danach wurde er 1953 nach Deutschland, an die Technische Hochschule Braunschweig berufen.

Dort wurde er zum Ordinarius für Wärmelehre und zum Direktor des Instituts für Wärmetechnik ernannt. In Braun­schweig blieb er bis zum Jahr 1960, zeitweilig auch als gewählter Dekan der Fakultät für Maschi­nenbau und Elektrotechnik. In Braunschweig wurde er auch zum langjährigen Obmann des Aus­schusses für Wärmeforschung beim VDI gewählt.

Fran Bošnjaković wirkte als Gastprofessor an den Universitäten in

  • Minneapolis (Minnesota, USA),
  • Notre Dame (Alabama/Indiana, USA),
  • Tuscaloosa (Alabama, USA)
  • Delft (Holland) und
  • Buenos Aires (Argentina).

   

Als Schwerpunkt seiner Forschungsarbei­ten galt die Thermodynamik der Mehrstoffge­mische, deren graphische Behandlung in Zustandsdiagrammen erfolgte.

   

Die grundlegen­den Untersuchungen des* Verdampfungsvor­gangs, der Stoffaustauschprozesse mit Zwei­stoffgemischen, der Verdunstung, Verbren­nung und Vergasung von Brennstoffen, der Ablation von wiedereintretenden Raumkör­pern in die Erdatmosphäre, sowie der Wech­selwirkung von heißen Gasplasmen mit Metal­len in der Schweißtechnik waren richtungs-weisend. 

Auch im „Computerzeitalter" haben die von Bošnjaković entwickelten Methoden nichts von ihrer Eleganz und ihrer verblüffen­den Aussagefähigkeit verloren, wie z.B. in der anschaulichen Darstellung der wärmetechni­schen Probleme in den Enthalpie-Zusammen­setzungsdiagramen.

1961 erfolgte dann die Berufung an die Tech­nische Hochschule Stuttgart, wo er zum ordentlichen Professor für die Thermodynamik der Flugtriebwerke und Direktor des Instituts für die Thermodynamik der Luft- und Raum­fahrt ernannt wurde. Hier war er auch in den Jahren 1964/65 Leiter der Abteilung Luftfahrt­technik.

   

1968 erfolgte die Emeritierung. Den Ruhe­stand nutzte er, in Verbundenheit zu seiner Heimat zu einer mehrjährigen Vortragsreihe an der Universität Zagreb.

Diese Vortragsreihe war den besonderen Themata der Wärmelehre gewidmet. 

Eine andere - über Sonneneinst­rahlung und Sonnenkollektoren - hielt er an der Technischen Fakultät der Universität in Rijeka.

           
Fran Bošnjaković war Mitglied

 

Ihm wurden Ehrendoktorwürden der

    

Unter anderen Auszeichnungen war er auch Träger der

   

 

Seine Lehrbücher wurden in deutscher, kroatischer, englischer und russischer Spra­che herausgegeben; seine Schüler sind in der Industrie und an den technischen Hochschu­len und Universitäten erfolgreich. Uns bleibt die Erinnerung an einen bedeutenden, noblen Gelehrten, der sein Fachgebiet und viele Fach­kollegen in Theorie und Praxis nachwirkend bereichert hat, und an einen Vater, Kollegen und Freund, der stets zu einem Gespräch bereit war.

 

Srećko Bošnjaković

Stuttgart 2012

Ein Beitrag anlässlich des 110. Geburtstages von Prof. Dr.-Ing., Dr.-Ing. e.h., Dr.-Ing. h.c. Fran Bošnjakovic

Srećko Bošnjaković

1937 in Zagreb (Kroatien) geboren.

Von 1943 - 1953 Besuch von Volksschule und Realgymnasium in Zagreb.

1953 Umzug mit den Eltern nach Deutschland.

1957 Abitur in Braunschweig, anschließend Praktikum bei "The Singer Sewing Mach." in Clydebank, Scotland und in der "Braunschweigischen Maschinenbauanstalt" in Braunschweig. Studium der Elektrotechnik an der TH Braunschweig.

1959 Praktikum bei Elektrolux AB in Stockholm und im Wernerwerk der Siemens AG in Karlsruhe.

Studium der Nachrichtentechnik an der TH Stuttgart. 1965 Diplom.

Ab 1965 Entwicklungsaufgaben im Labor für Grundlagenentwicklung. Ab 1968 betraut mit Projektierung und Angebotserstellung der nachrichtentechnischen Ausrüstung für nationale Post- und Bahnverwaltungen im Ausland (z.B. Norwegen, Saudi-Arabien, Jugoslawien) bei Standard Elektrik Lorenz AG in Stuttgart.

Seit 1999 im Ruhestand.
Seit 1967 verheiratet mit Dr.med. Susanne Bošnjakovic-Büscher.

 

http://www.hkz-wi.de