Besprechungsnotiz vom 06.02.2013 im Hessischen Landeskriminalamt, Hölderlinstr. 1-5, 65167 Wiesbaden


Teilnehmer:     Necati Benli, Kriminalhauptkommissar und Islamwissenschaftler,
                        Ivica Košak, Vorsitzender der Kroatischen Kulturgemeinschaft e.V.,
                        Branko Višak, Kassenwart der Kroatischen Kulturgemeinschaft e.V., :
                        Achim Wenz, Landes-migrationsbeauftragter der hessischen Polizei beim                                                    Hessischen Landeskriminalamt.


Entsprechend der Einladung des Vorsitzenden des Arbeitskreises Sicherheit für Alle, Herrn Achim Wenz,
dem Landesmigrationsbeauftragten der hessischen Polizei vom 28. Februar 2013 fand eine Besprechung im Hessischen Landeskriminalamt am Mittwoch, den 6.2. 2013 statt.

Herrn Wenz stellte den Arbeitskreis Sicherheit für Alle (AK SifA) vor und unterrichtete sie Vorstandsmitglieder der Kroatischen Kulturgemeinschaft e.V. über den Auftakt des Arbeitskreises und der Multiplikatorenschulung von Präventionsbeauftragten durch die hessische Polizei.

Dem Arbeitskreis gehören in Hessen an:

- Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ),

- Alevitische Gemeinde in Deutschland (AABF),

- Deutsche Jugend aus Russland (DJR),

- Islamische Gemeinschaften der Bosniaken in Deutschland (IGBD),

- Kompetenzzentrum muslimischer Frauen (KMF),

- Rumänische Gemeinden in Hessen (RGH),

- Türkische Gemeinde Hessen (TGH),

- Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religionen (DITIB),

- Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB),

- Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ),

- Zentralrat der Serben in Hessen (ZSH).

Herr Wenz sprach der Kroatischen Kulturgemeinschaft e.V. die Einladung aus, sind im Rahmen der Vereinstätigkeiten an der Arbeit der Arbeitskreis Sicherheit für Alle zu beteiligen.

Der Arbeitskreis und die Multiplikatorenschulung von Präventionsbeauftragten durch die hessische Polizei möchte die gute Integrationspolitik des Landes Hessen auf eine noch breitere Basis stellen. Die Integration von etwa 25% der Bürgerinnen und Bürger mit Integrationshintergrund in Hessen kann nur funktionieren, wenn alle Beteiligten auf Augenhöhe miteinander sprechen. Die Diskussion wichtiger gesellschaftspolitischer Fragen sollte daher Unterstützung erfahren. Alle Verbände und Gruppierungen, die Migranten vertreten sind aufgerufen, zum Erfolg dieses Gremiums aktiv beizutragen. Gerade eine Intensivierung des gesellschaftlichen Dialogs kann das Thema Integration nur weiter voranbringen.

Nahezu jeder Vierte der knapp 6,1 Millionen Hessen ist gesellschaftlich in einer fremden Kultur verwurzelt. Die Bevölkerungszuwanderungen der letzten Jahrzehnte haben zu einer ethnisch und kulturell-religiösen Heterogenität unserer Gesellschaft geführt, die zunehmend als Gewinn betrachtet wird.

Allerdings führen die vorhandenen Potenziale beim Aufeinandertreffen zwischen Menschen unterschiedlicher Werthaltungen auch zu Konflikten, häufig sind diese Auslöser polizeilichen Handelns.

Eine sich verändernde Gesellschaft erwartet von ihrer Polizei, dass auch sie sich mit neuen, innovativen Kompetenzen ausstattet um ihrem - die Gesamtgesellschaft betreffenden - Generalauftrag von Prävention und Repression gerecht zu bleiben.

Um den Umgang mit kulturell unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen zu professionalisieren, wurden bereits 1993 in den hessischen Ballungszentren Migrationsbeauftragte (damals Ausländer- beauftragte) als Mentalitätsmittler bei den Polizeipräsidien angestellt. Heute unterstützen sie in allen hessischen Polizeipräsidien bei polizeilichen Lagen mit ursächlich interkulturellen Belangen und bringen dabei ihre Fachkompetenz und ihren eigenen Migrationshintergrund  mit ein.1

Die Herren Košak und Višak stellen die Arbeit und das Vorhaben ihres Vereins vor. Von den in Wiesbaden und Umgebung lebenden Kroatinnen und Kroaten sind etwa 200 Mitglieder und/oder Freunde der kroatischen Kulturgemeinschaft e.V. Wiesbaden. Laut den Angaben des Deutschen Statistischen Bundesamtes lebten 2010 in Deutschland 220.199 kroatische Staatsangehörige, zu dieser Zahl kommen noch 152.444 Staatsbürger aus Bosnien und Herzegowina. Die genaue Zahl der Einwohner mit kroatischem Migrationshintergrund ist allerdings nicht bekannt. Die Gesamtzahl der in Deutschland lebenden Menschen mit direktem Bezug zu Kroatien wird in Kreisen des katholischen Seelsorgeamtes für Kroaten auf über 400.000 Personen geschätzt. Im Bundesland Hessen leben 31.207 Kroatinnen und Kroaten, davon allein 1.263 in Wiesbaden.2

Eine Zusammenarbeit in Präventionsfragen wäre für den kroatischen Verein eine konsequente Fortsetzung von bisherigen Aktivitäten auf den Gebieten der Förderung internationaler Gesinnung und der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens.3

Herr Necati Benli, Kriminalhauptkommissar, Islamwissenschaftler und türkischer Staatsbürger stellte die bevorstehende Multiplikatorenschulung von Präventionsbeauftragten vor die im Mai 2013 in Offenbach statt finden soll. Alle Mitglieder und Freunden der kroatischen Gemeinschaft sind eingeladen sich zu beteiligen.

Zur Verdeutlichung des partnerschaftlichen Umgangs unter allen Bürgerinnen und Bürgen des Landes wurde von Herrn Necati eine Studie über die Verortung der Migranten-Milieus im Milieufeld für die Gesamtbevölkerung in Deutschland vorgestellt.

Verortung der Migranten-Milieus im Milieufeld für die Gesamtbevölkerung 2008

Quelle: SWR/LFK/Sinus-Sociovision: Mediennutzung in Migranten-Milieus 20084

Das Herkunfts-Milieu bestimmt das Leben vieler Kinder und Jugendlicher. Ein besondere Herausforderung sind Internetchat, E-Mail und Handy, ohne viele nicht mehr auskommen können und wollen.

Die modernen Kommunikationsmittel als "gefährlich" oder "unnütz" ab zu tun, ist keine Lösung. Wichtig ist vielmehr, mit Handy, Computer und Internet vernünftig umzugehen, also Medienkompetenz zu erwerben.

Leider haben weder Erwachsene noch Kinder und Jugendliche in der sogenannten virtuellen Welt nicht immer die Orientierung. Das liegt daran, dass viele Eltern, aber auch Lehrerinnen und Lehrer sowie Fachkräfte in der Jugendhilfe einerseits nicht einschätzen können, welche Gefahren mit den neuen Medien verbunden sind. Anderseits wissen Erwachsene vom Nutzen und den Chancen neuer Medien oftmals weniger, als Kinder und Jugendliche, die tagtäglich mit neuen Medien umgehen.

Die Präventionsbeauftragten im Netzwerk Sicherheit für Alle haben die Aufgabe, Erwachsenen auch die Möglichkeit zu geben, u.a. die Erziehungskompetenz in Bezug auf die neuen Medien zu erwerben.

Die Ergebnisse und Inhalte des Gesprächs werden den Vorstandsmitgliedern unterbreitet mit dem Antrag, darüber in der bevorstehenden Jahresversammlung des Vereins am 24. Februar 2013 die Vereinsmitglieder zu unterrichten.


Zusammengestellt: Ivica Košak

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2 Riječ, Das Mitteilungsblatt der Kroatischen Kuolturgemeinschaft, Wiesbaden 2012. (http://www.rijec.hkz-wi.de/)

3 http://www.hkz-wi.de/web_de/de_satzung.html

4 http://www.mediendaten.de/