300. Geburtsjahr von Ruđer Josip Bošković
Idsteiner Mittwochsgesellschaft bedenkt großen Kroaten unter UNESCO Schirmherrschaft in der Bildungswoche Idstein 2011
Den
meisten Deutschen wird der Name Ruđer Josip Bošković nicht viel sagen. Für die
Kroaten ist er der bedeutendste Wissenschaftler ihrer Nation. Zum 300.
Geburtstag des Universalgelehrten aus dem 18. Jh. wurde nun am letzen Mittwoch
in der Idsteiner Stadtbücherei ein Vortrag gehalten.
Es ist bereit eine Tradition des Idsteiner Literatur- und Philosophiekreises – der
Idsteiner Mittwochsgesellschaft – in der Stadtbücherei aus besonderen Anlässen
Autoren– und Buchvorstellungen zu veranstalten. Das R. Bošković in diesem Jahr auf der UNESCO
Liste der besonders denkwürdigen Jubilare steht, war mehr als Grund genug, über
ihn zu berichten. Im Rahme der Idsteiner Woche der Weiterbildung, einer
Initiative des Ausländerbeirats der Stadt Idstein, konnte diese Veranstaltung formell unter der Schirmherrschaft der UN
Organisation für die Kultur und Bildung abgehalten werden.
Diplom. Ing. Ivica Košak, auch Absolvent des Studiums der Philosophie erklärte,
welche Bedeutung Ruđer Josip Bošković (1711-1787) für die europäische Entwicklung der Natur- und Geisteswissenschaften hatte. "Er war seiner Zeit 300 Jahre voraus" sagte Košak, der auch der Vorsitzende des Kroatischen Kulturgemeinschaft Wiesbaden e. V. ist, und verglich Bošković mit Newton und Leibniz. -"Er war Wissenschaftler, Philosoph, Dichter, Mathematiker, Astronom. Bošković entwarf optische Instrumente für die englische Marine, baute Straßen, Brücken und half bei der Sanierung von Häfen."
Seine Heimat Dubrovnik verließ Bošković mit 15 Jahren, um bei den Jesuiten in Rom eine wissenschaftliche Ausbildung zu erhalten.
Während der längsten Zeit seines Lebens hat der Gelehrte an diversen Europäischen Hochschulen und Wissenschaftlichen Institutionen bzw. Akademien der Wissenschaft geforscht und gelehrt. Bekannt wurde er durch seine Berechnungen, die die Kuppel des Petersdoms vor dem Einsturz bewahrten. In seinem Werk „Theorie der Naturphilosophie“, das 1758 in Wien erschien, kam Bošković als erster auf die Idee der Mikroteilchen und entwickelte seine eigene Atomtheorie. Seine Vorstellungen wurden Anfang der 20 Jh. durch das Atommodel des dänischen Physikers Nils Bohr bestätigt. Werner Heisenberg nannte Bošković, auf Grund seiner allumfassenden Theorie der Mikrostruktur und Eigenschaften der Materie „kroatischen Leibniz“.
Europaweit sind über 120 wissenschaftliche Werke über Bošković veröffentlicht worden, etwa 20 davon in deutsche Sprache. Einige davon wurden dem internationalen besetzen Publikum in der Bibliothek vorgestellt. Bei der Koreanerin Eui-Ok Kim, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte in Hessen (AGAH) weckte der Tagungsband „Ruđer Bošković und sein Modell der Materie“ besonderes Interesse. Dieser erschien 2008 anlässlich des Symposiums zum 250. Jahrestag der Erstveröffentlichung von „Theorie der Naturphilosophie“ in Wien. Frau Eui-Ok Kim betonte außerdem, dass eine Reisefreiheit, wie sie im 18. Jh. für Gelehrte in Europa herrschte auch heute für jede Person weltweit wünschenswert wäre. „Diese Neuauflage des 300 Jahren altes Wissens kann auch heute zur Verbreitung des Mehrverständnisses für interkulturelle Begegnungen dienen“. fügte Dr. Asghar Fassihi, ein Mitglied des Ausländerbeirats der Stadt Idstein hervor. Die Menschen mit Migrationshintergrund sind keine homogene Gruppe: Viele hoch qualifizierte Menschen sind nach Deutschland (und Europa) gekommen, dürfen jedoch ihren Beruf nicht ausüben, da die im Ausland erworbenen Abschlüsse nicht anerkannt werden. Viele verfügen über umfangreiche informelle Kompetenzen, die sie im Laufe ihrer Berufstätigkeit erworben haben, die hier jedoch ebenfalls nicht zählen. Der Bedarf an Nachqualifizierung, an Vorbereitungskursen zur Externenprüfung, passgenauen Angeboten für Existenzgründungen und Konzepten, die Lernen und Arbeiten verbinden, wächst stetig.
„Der Nutzen von Weiterbildung wird unterschätzt!“ Betonte zum Schluss Rosel Friedrich-Öztürkoglu, die Vorsitzende des Deutsch-ausländischen Freundschaftskreises e.V. (DAF)
„Die Beiträge des Ausländerbeirat der Stadt Idstein,“ meinte der Dieter Kunz, aus dem Idsteiner Mittwochgesellschaft, „sollen durch ihr breites Themenspektrum Anstöße zu einer Intensivierung der Bildungs- und Weiterbildung geben -gleichermaßen im Beruf wie auch im privaten Leben.“