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Ein Forum bieten für den Dialog


Ein Forum bieten für den Dialog

24.04.2010 - IDSTEIN Von Mara Braun

BÜRGERPARTNERSCHAFTEN Idstein beteiligt sich erstmals an der Europawoche / Podiumsdiskussion zum Thema Integration

Alljährlich findet rund um den Europatag am 9. Mai bundesweit die Europawoche statt. Erstmals ist bei der Aktion, die von den Ländern mit der Bundesregierung, der EU-Kommission und dem EU-Parlament veranstaltet wird, 2010 auf Initiative des Ausländerbeirates auch Idstein vertreten. "Hier leben etwa 2000 Bürger mit Migrationshintergrund aus über 90 Nationen", erläutert Ivica Kosak vom Ausländerbeirat: "Das verpflichtet zur Teilnahme." Die Veranstaltung am 8. Mai steht unter dem Motto "Bürgerpartnerschaften - Interkulturelles Netz für Europa" und beginnt mit einem Familien- und Kinderbasar. Dieser bietet "Möglichkeiten der Begegnung", unterstreicht Kosak. Zudem gebe der Basar den Besuchern die Chance, "ihrem Interesse und ihrer Freude am Handeln" nachzugehen. Daneben soll er einer Stimmungs-Erhebung dienen, laut Kosak der erste Baustein eines auf mehrere Jahre angelegten Konzepts, um den Grad der Integration in Idstein herauszufinden: "Was denkt der Bürger, wie handelt er, wie fühlt er sich, danach wird zu wenig gefragt", befindet der 55-Jährige. Vor Ort durchgeführt wird die Aktion von Studierenden der Hochschule Fresenius, die auch federführend ist bei der Erstellung der Fragebögen. Perfekt repräsentiert wird das Veranstaltungsmotto laut Kosak mit dem Vortrag "Sport und Kultur als Brücke zur Bürgerpartnerschaft", in dem Ottmar Weigel vom Freundeskreis Römerturm Idstein über den Staffellauf von Idstein nach Sile berichtet. "Das hatte internationale Dimension", schwärmt Kosak und nennt den Lauf einen "hervorragenden Beitrag" zur Bürgerpartnerschaft und "beispielhaft dafür, dass Sport und Kultur verbinden". Abschließend gibt es eine Podiumsdiskussion zu "Integration auf dem Prüfstand", dabei diskutieren die Organisatoren mit in Deutschland lebenden Menschen aus England, der Türkei und Kroatien zum Thema. "Wir wollen Deutsche und Ausländer in Dialog bringen, ein Forum bieten für Nöte, Sorgen, Fragen und Bedürfnisse", betont Kosak. Das Thema Integration beschäftigt den Vater zweier erwachsener Töchter auch fast 30 Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland intensiv: "Es ist ja eine Problematik, die weltweit besteht", findet Kosak, der bedauert, dass das "Thema Selbstbestimmung der Migranten in Deutschland nicht gut gelöst" ist. Gleichzeitig kritisiert der gebürtige Kroate eine Fehlentwicklung auf Seiten der Migranten, die häufig zu stark unter sich blieben - als Gesellschaft in der Gesellschaft. Sogar die Begrifflichkeiten in der Debatte seien nicht frei von Vorbelastung: "Wer von Migranten spricht, meint meist eine untere Randschicht, Menschen, die weder ihr Leben, geschweige denn ihre Integration bewältigen können." So gehe die Abgrenzung weiter, da Teile der gebildeten, integrierten Migranten eine Trennlinie zögen zwischen sich und diesen "Problemfällen". Und: "Es herrscht eine Kultur in diesem Land, die diese soziale Trennung fördert", bedauert der Kroate. Beim Versuch, als Anwalt benachteiligter Landsleute zu agieren, sei er häufig auf Unverständnis gestoßen.

http://www.wiesbadener-tagblatt.de/region/untertaunus/idstein/8802245.htm